9 Milliarden Dollar im Visier: Indien sperrt 25 Offshore-Kryptobörsen

von | 11. Okt. 2025

Indien geht beim Umgang mit Kryptowährungen einen anderen Weg als viele andere Staaten. Die digitalen Währungen selbst werden nicht direkt reguliert, stattdessen erhebt das Land hohe Steuern – die allerdings nicht unbedingt höher sind als in manchen europäischen Ländern – und unterwirft zentralisierte Kryptobörsen strengen Auflagen.

Das Vorgehen gegenüber diesen Plattformen ist konsequent: Sind die an den Staat übermittelten Daten unvollständig, werden ihre Websites und Apps in Indien gesperrt. Erst nach Zahlung von Strafgeldern dürfen sie den indischen Markt wieder betreten, so bereits mehrfach geschehen. Dieses Mal sind gleich 25 ausländische Börsen von dieser Maßnahme betroffen.

Indien geht gegen Offshore Kryptobörsen mit einem Volumen von 9 Milliarden Dollar vor

Nellius Irene – 03. Oktober 2025

In diesem Beitrag:

  • Indien ist gegen 25 Offshore-Börsen vorgegangen, darunter BingX und LBank.
  • Mehr als 50 Kryptobörsen sind bei der FIU-IND registriert.
  • OKX hat sich entschieden, das Land zu verlassen.

Indien hat sein bisher härtestes Vorgehen gegen Kryptowährungen eingeleitet und 25 Offshore-Plattformen, darunter BingX und LBank, auf eine schwarze Liste gesetzt. Diese Plattformen verwalten zusammen mehr als 9 Milliarden Dollar und wurden gesperrt, weil sie die Vorschriften zur Bekämpfung von Geldwäsche nicht eingehalten haben.

Laut einer Veröffentlichung des Finanzministeriums vom 2. Oktober hat die Financial Intelligence Unit-India (FIU-IND) [Indische Finanznachrichteneinheit; eine Regierungsbehörde, die Geldwäsche und Finanzkriminalität überwacht] die Börsen angewiesen, den Zugang zu ihren Apps und Websites innerhalb Indiens zu deaktivieren.

Dies geschieht, nachdem Indien signalisiert hat, dass es keine umfassende Gesetzgebung zur Regulierung von Kryptowährungen schaffen will. Stattdessen setzt das Land auf eine teilweise Aufsicht, da die Regierung befürchtet, dass die Integration digitaler Vermögenswerte in das reguläre Finanzsystem systemische Risiken schaffen könnte, wie ein offizielles Regierungsdokument zeigt.
Der Bericht zitiert die Reserve Bank of India (RBI) [Indische Zentralbank], die der Ansicht ist, dass die Regulierung der Risiken von Kryptowährungen in der Praxis sehr aufwendig wäre.

Indien stellt Kryptobörsen unter das Geldwäschegesetz von 2002

Die FIU-IND hat Durchsetzungsanordnungen gegen 25 Kryptobörsen erlassen, von denen 14 innerhalb von nur 24 Stunden ein Handelsvolumen von 22 Milliarden Dollar verzeichneten, so CoinMarketCap [Plattform zur Analyse von Kryptowährungsdaten]. (Vgl. Yahoo Finance) Die Maßnahme geht auf eine Entscheidung aus dem März 2023 zurück, als Indien Kryptodienstleister unter das Geldwäschegesetz von 2002 stellte und vorschrieb, dass sie sich bei der FIU registrieren und Berichte über ihre Aktivitäten einreichen müssen.

Trotzdem hat Indien bisher kein umfassendes Kryptogesetz verabschiedet, sondern sich für eine fragmentierte Aufsicht entschieden. Die Reserve Bank of India (RBI) erklärte noch im vergangenen Monat, dass eine effektive Regulierung des Sektors äußerst schwierig sei. Um diese Lücke zu füllen, greift das Land zu hohen Steuern und strengen Compliance-Anforderungen: So erhebt es eine Steuer von 30 Prozent auf Gewinne sowie eine Quellensteuer von 1 Prozent auf Transaktionen. Dies hat zu einem Rückgang des Handelsvolumens im Land geführt.

Die Regierung erlaubt ausländischen Börsen weiterhin den Betrieb, sofern sie die Regeln einhalten. Dies zeigt sich am Beispiel von Bybit [Kryptobörse mit Sitz in Dubai], die nach einer Strafe von 9,27 Crore Rupien (etwa 1,06 Millionen Dollar) unter dem Prevention of Money Laundering Act (PMLA) [Gesetz zur Verhinderung von Geldwäsche in Indien] ihren Dienst wieder aufnehmen durfte. Bis heute sind mehr als 50 Kryptobörsen bei der FIU-IND registriert.

On-Chain-Aktivität wächst um fast 70 Prozent im Jahresvergleich

Binance, Coinbase, KuCoin und OKX wurden in den Jahren 2023 und 2024 ebenfalls mit Maßnahmen belegt. OKX entschied sich, den indischen Markt zu verlassen, während die anderen Börsen die FIU-Regeln einhielten und ihren Betrieb wieder aufnahmen. Viele Plattformen mussten ihre Websites und Apps zunächst abschalten, bis sie die Strafen bezahlt und sich registriert hatten. Binance und KuCoin nahmen den Betrieb später wieder auf, obwohl die Regulierung weiterhin als sehr streng gilt.

Trotz der Beschränkungen wird geschätzt, dass Inder rund 4,5 Milliarden Dollar in digitalen Vermögenswerten halten, während die Regulierung die systemische Exponierung begrenzt. Das Land bleibt dennoch der größte Markt weltweit nach Transaktionsvolumen – getragen von Basisadoption, Überweisungen und der Integration in Finanztechnologie (Fintech).

Japan, obwohl im Gesamtvolumen kleiner, verzeichnete bis Juni 2025 das schnellste Wachstum im Jahresvergleich mit 120 Prozent. Angetrieben wurde dies durch regulatorische Reformen, breitere Anlegerbeteiligung und eine stärkere Nutzung großer digitaler Vermögenswerte. Dieses Wachstum verdeutlicht die unterschiedlichen Adoptionsmodelle in der Asien-Pazifik-Region (APAC).

Offshore-Börsen sehen Indien weiterhin als attraktiven Markt. Chainalysis [US-amerikanisches Blockchain-Analyseunternehmen] stufte das Land zum dritten Mal in Folge auf Platz 1 der weltweiten Krypto-Adoption ein – sowohl im Einzelhandel als auch im institutionellen Bereich, in DeFi (decentralized finance [dezentralisierte Finanzanwendungen auf der Blockchain]) und bei dezentralen Diensten. Zwischen Juni 2024 und Juni 2025 stieg die On-Chain-Aktivität um 69 Prozent im Jahresvergleich.

Über ganz Indien und die APAC-Region hinweg stieg das Volumen der Kryptotransaktionen von 1,4 Billionen auf 2,36 Billionen Dollar, was Börsen trotz strenger Vorschriften weiterhin anzieht. Parallel dazu plant Indien, bis April 2027 den OECD CARF (Crypto Asset Reporting Framework) [internationaler OECD-Standard zur Meldung von Kryptotransaktionen] zu übernehmen, um den grenzüberschreitenden Austausch von Kryptodaten zu ermöglichen.

Ein leitender Beamter des Finanzministeriums erklärte, dass Indien im kommenden Jahr das Multilateral Competent Authority Agreement (MCAA) [multilaterales Abkommen zum Austausch von Steuerinformationen zwischen Staaten] unterzeichnen wolle. Damit wird der rechtliche Rahmen für den automatischen Austausch von Steuerdaten geschaffen. Indien trat dem MCAA bereits 2015 für Finanzkonten bei; die neue Version soll auch digitale Vermögenswerte erfassen.

Das neue System wird die digitalen Vermögenswerte von Anlegern auf ausländischen Plattformen überwachen und eine Meldepflicht für Transaktionen auf ausländischen zentralisierten Kryptobörsen (CEXs) vorschreiben. Steuerexperten warnen, dass das System rückwirkend gelten wird, sodass Behörden Mitteilungen über bislang nicht erklärte Gewinne ausstellen könnten.

Quelle: Cryptopolitan

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