Kassenschock beim Stromausfall. Eine Kasse piept, das Licht zuckt – dann Stille. Genau so begann der Blackout, der im April weite Teile der iberischen Halbinsel lahmlegte. Ohne Strom waren Kartenterminals nur noch Plastikklötze, Türen standen still, Menschen blickten hilflos auf gefrorene Einkäufe. Wer ein paar Scheine im Portemonnaie trug, dachte Glück zu haben, aber auch die Kasse streikte ohne Strom.
Die ehemalige norwegische Justizministerin Emilie Mehl brachte das Dilemma auf den Punkt:
„Wenn niemand mehr bar bezahlt und niemand mehr Bargeld annimmt, ist Bargeld im Krisenfall keine echte Notfalllösung mehr.“ (Vgl. The Guardian)
Bargeld – als physische Noten und Münzen außerhalb des Banksystems – braucht weder Funkmast noch Serverfarm. Diese analoge Eigenständigkeit macht es zum Rettungsring, wenn digitale Zahnräder klemmen – aber nur, wenn es noch die entsprechende Infrastruktur dafür gibt.
Der verborgene Muskel der Resilienz
Digitale Zahlungsnetze sind filigran wie Glasfasern: Sie blitzen im Sonnenlicht, zersplittern aber im nächsten Temperaturschock. Als 2024 ein fehlerhaftes Software-Update von CrowdStrike weltweit Rechner abstürzen ließ, erinnerten Zahlungsforscher wie Ron Delnevo daran, dass es „immer Ausfälle geben wird“ – und ohne Alternative breche das ganze System gleich mit zusammen (Vgl. The Guardian). In der Risikoforschung heißt die Fähigkeit, nach einer Störung weich zurückzufedern, Resilienz. Geldnoten und Münzen bringen sie serienmäßig mit; sie funktionieren ohne Cloud-Login und ohne Batterie.
Kurzer Sprung nach Großbritannien
After 13 years in the UK, @Uber has finally agreed to give the British public the right they deserve to pay by cash!
— paymentchoicealliance (@4paymentchoice) May 2, 2025
Time for @Keir_Starmer to ensure ALL UK businesses do the same!
“ Uber introduces cash payment option for UK passengers” https://t.co/aTZZCaLBVu
Nach 13 Jahren hat Uber den Briten endlich das verdiente Recht eingeräumt, bar zu zahlen! Zeit für @Keir_Starmer, dafür zu sorgen, dass ALLE britischen Unternehmen dasselbe tun!
„Uber führt Barzahlungsoption für Fahrgäste im Vereinigten Königreich ein“
Ein Beispiel, dass Veränderungen in die gute Richtung möglich sind.
Schwedens Cash-Déjà-vu
Schweden träumte lange vom Total-Digital. Heute laufen dort neun von zehn Käufen über Karte oder Swish, die Handy-App der Großbanken. Doch seit dem Krieg zwischen Russland und der Ukraine malt man sich in Stockholm Cyberszenarien aus: Ein Hacker legt das Netz lahm – und plötzlich wird das bargeldlose Utopia zum Risiko. Die Regierung verschickte daher den Krisenratgeber „Om krisen eller kriget kommer“ („Wenn die Krise oder der Krieg kommt“) und rät jedem Haushalt, mindestens eine Woche Bargeld in gemischten Scheinen bereitzuhalten. (Vgl. Cash Matters)
Ethereum-Mitgründer Vitalik Buterin scheint am liebsten Ethereum als Bargeldersetz zu sehen:
„Die nordischen Länder rudern beim bargeldlosen Experiment zurück … Cash erweist sich als notwendiges Backup. Ethereum muss widerstandsfähig und privat genug sein, um eine ähnliche Rolle zu spielen.“ (Vgl. X)
Buterins Vorstellung scheitert derzeit bereits daran, dass alle Transaktionen von Ether an ein funktionierendes Stromnetz gebunden sind – lediglich ein Szenario über Satellit mit dem Strom aus Batterien und Notstromaggregaten ist denkbar. Also nicht wirklich eine Alternative zu Bargeld.
Offline-E-Cash und die Phantommünze
Allerdings fasziniert die Idee eines „Offline-Coins“, der ohne Netz auskommt, die Entwickler. Yash Kalash vom Centre for International Governance Innovation sieht darin eine Pflichtübung der nächsten Jahre:
„Die Möglichkeit von Militär- und Cyberangriffen macht Offline-Zahlungen zu einer absoluten Notwendigkeit – nicht nur zu einer Frage des Komforts.“ (Vgl. Cointelegraph)
Gleichzeitig bremst das klassische Double-Spend-Problem. Dabei geht es darum, eine digitale Münze daran zu hindern, sich klonen zu lassen. Keir Finlow-Bates, CEO der finnischen Blockchain-Schmiede Chainfrog, beschreibt es so:
„Wie bringt man eine digitale Konstruktion dazu, sich wie ein physisches Objekt zu verhalten, das nur einer zur selben Zeit besitzen kann?“ (Vgl. Cointelegraph)
Solange keine skalierbare, privatsphärenschonende Lösung existiert – Kalash rechnet mit drei bis fünf Jahren – bleibt Bargeld der unverwüstliche Platzhalter.
Darmanin vs. die Schweizer Lektion
Während Schwedens Regierung ihre Bürger zum Bargeldvorrat ermutigt, fordert Frankreichs Justizminister Gérald Darmanin ein radikales Gegenstück: Er würde Bargeld am liebsten abschaffen, um Drogenhandel trockenzulegen.
„Das Ende des Bargelds wird die Straßenmärkte stoppen.“ (Vgl. BFMTV)
Kaum 400 Kilometer östlich zieht die Schweiz die Notbremse in die andere Richtung: Ihr Parlament verankert Bargeld als Verfassungsgut und garantiert, dass Noten und Münzen „immer in ausreichender Menge verfügbar“ bleiben. (Vgl. Swissinfo) Zwei Nachbarn, zwei diametral entgegengesetzte Rezepte – eine Einladung, genauer hinzusehen, wem Bargeld eigentlich nutzt und wem es im Weg steht.
Privatsphäre als unsichtbares Kapital
Jeder Kartenbenutzung wirft digitale Schatten, die sich zu lückenlosen Bewegungsprofilen verdichten. Barzahlungen bleiben hier weitgehend unsichtbar. Selbst die Europäische Zentralbank musste in ihrem jüngsten Zwischenbericht zum Digitalen Euro eingestehen, dass echte Offline-Privatsphäre erst noch gebaut werden muss. (Vgl. EZB-Bericht) Solange kryptografische Null-Wissen-Beweise und sichere Hardware nur Prototypen sind, liefert Bargeld in deiner Tasche den besten Tarnschirm.
Moa Petersén von der Universität Lund warnt vor allem vor der sozialen Kluft:
„Das fortschreitende Verschwinden von Bargeld trifft verletzliche Gruppen überproportional und drängt sie weiter an den Rand.“ (Vgl. Cointelegraph)
Wer heute Scheine im Umlauf hält, hält damit auch gesellschaftlichen Kitt geschmeidig.
Mehrwert im Portemonnaie
Die haptische Erfahrung, einen Schein aus der Tasche zu lösen, senkt nachweislich Spontankäufe – dein Budget atmet. Jede Barzahlung lässt Datenhändler ins Leere laufen und schützt dein Einkaufsprofil. Und nicht zuletzt erdet das Gewicht der Münzen: Ein kleiner sensorischer Anker in einer Welt aus Touchscreens und Push-Nachrichten.
Vielleicht verbindet uns Bargeld mehr, als wir glauben: Oft tauschen wir es direkt von Hand zu Hand – mit der Chance auf einen kurzen menschlichen Moment. Solche Begegnungen sind die stillen Bausteine jenes fragilen Netzes, das wir Zusammenleben nennen.
Empfehlungen:
- Schweden: Bankkonto gesperrt wegen 5 Dollar-Überweisung von Swiss Bitcoin Pay (April 2024)
Schweden hat bei der Digitalisierung und der Eliminierung des Bargelds ganze Arbeit geleistet. Die potenziellen Folgen beleuchtet eine Geschichte von Oliver Koblizek, der treffend bemerkt:
„Schweden dient als Beispiel dafür, was passieren kann, wenn man seiner Regierung vertraut, so wie es viele Schweden tun.“
Weiterhin betrachten wir den Entwicklungsstand der E-Krona, Schwedens digitaler Zentralbankwährung, sowie die aktuellen Bestimmungen im Umgang mit Kryptowährungen. - ‼️ Kostenloses Live-Webinar „Cyber-Privatsphäre: Überwachung stoppen“ – präsentiert von unserem Partner PRVCY und persönlich gehalten von CEO Chris. Befreie Dich von staatlicher Überwachung und Big-Tech-KI-Tracking, erhalte strategischen IT-Schutz. Jetzt anmelden und Platz sichern ‼️
„Bye Bye Staat & Hallo Freiheit“
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