BlackRock in DeFi: Wie ein Finanzriese das Versprechen der Dezentralisierung unterwandert

von | 28. Juni 2025

Stell dir vor, du betrittst eine neue Welt. Alles scheint möglich, alles offen, alles verteilt: die große Vision der „Decentralized Finance“ – kurz DeFi. Eine Landschaft, in der niemand mehr allein bestimmt, in der keine Bank, kein Staat und schon gar kein Finanzgigant im Hintergrund das Spiel lenkt. Zumindest war das die ursprüngliche Verheißung.

Doch heute, nur wenige Jahre nach dem historischen Aufbruch im Krypto-Sommer 2020, taucht aus dem Nebel eine alte, vertraute Gestalt wieder auf – größer, einflussreicher, subtiler als je zuvor: BlackRock. Der weltweit größte Vermögensverwalter, Inbegriff von Zentralisierung, Macht und globaler Vernetzung, betritt mit voller Wucht das Feld der Dezentralisierung. Und damit beginnt das Versprechen der Freiheit langsam zu zerbröckeln.

Was ist DeFi – und was sollte sie eigentlich sein?

Bevor wir tiefer eintauchen, lass uns noch einmal die Grundlagen klären. „DeFi“ steht für „Decentralized Finance“, also für Finanzsysteme, die ohne zentrale Instanzen auskommen. Anstatt Banken, Versicherungen oder Fondsmanager die Kontrolle zu überlassen, werden die Regeln in Computercodes geschrieben, sogenannte „Smart Contracts“. Sie laufen auf Blockchains, also auf dezentralen Datenbanken, die weltweit auf vielen Rechnern verteilt sind.

Das Ziel von DeFi war es, ein faires, offenes und unabhängiges Finanzsystem zu schaffen – zugänglich für jeden, jederzeit, überall. Niemand sollte ausgeschlossen, niemand sollte dominiert werden. Genau dieser Traum machte DeFi im Sommer 2020 zum Magneten für Millionen von Menschen. Und genau hier liegt der Schmerzpunkt, wenn die Realität sich davon entfernt.

Die neue Welle: Wie Institutionen wie BlackRock DeFi übernehmen

Seit Anfang 2025 erleben wir eine Beschleunigung: Immer mehr institutionelle Investoren drängen in die DeFi-Welt. Die On-Chain-Bestände der großen Asset-Manager haben sich laut Bericht von Artemis Analytics und Vaults in nur sechs Monaten vervierfacht – von 1 auf über 4 Milliarden Dollar. Die Plattformen, auf denen Zinsen („Yield“) erwirtschaftet werden können, wie Aave, Morpho oder Spark, verzeichnen Rekordwerte. Fast 60 Milliarden Dollar sind dort aktuell gebunden – ein Plus von 60 Prozent gegenüber Juni 2024.

Doch je größer das Interesse der Institutionen, desto mehr schwindet der ursprüngliche Geist der Dezentralisierung. BlackRock, als unangefochtenes Schwergewicht der Finanzwelt, lanciert mit „BUIDL“ ein eigenes DeFi-Projekt. Die Botschaft nach außen: Wir bringen Vertrauen, Größe und Seriosität in diese neue Welt. Die Realität: BlackRock nutzt die DeFi-Infrastruktur als bloße Struktur – nicht aus Überzeugung für die Idee der Dezentralität, sondern weil sie hier neue Einnahmequellen erschließen, Risiken verteilen und ihre Macht weiter ausdehnen können.

Hier wird sichtbar, was viele nicht sehen wollen: Die institutionellen Giganten bedienen sich der Technologien, die eigentlich dazu gedacht waren, sie zu entmachten. BlackRock agiert nicht als einer von vielen, sondern als zentraler Knoten, als heimlicher Steuermann in einem Netzwerk, das seine Unabhängigkeit längst eingebüßt hat.

Stablecoins, RWA – und das neue Machtgleichgewicht

Ein Herzstück der neuen DeFi-Infrastruktur sind die sogenannten Stablecoins und „Real World Assets“ (RWA). Stablecoins sind Kryptowährungen, deren Wert fest an einen realen Vermögenswert – meist den US-Dollar – gebunden ist. Sie bieten Stabilität und fungieren als Brücke zwischen Krypto und traditioneller Welt. RWA steht für die Digitalisierung und Tokenisierung von realen Vermögenswerten: Staatsanleihen, Immobilien, Gold oder Unternehmensanteile, die als Token auf der Blockchain dargestellt werden.

BlackRock investiert genau hier, weil sie wissen: Wer die Kontrolle über diese Grundpfeiler der digitalen Ökonomie hat, kontrolliert auch die Spielregeln. Die Verlockung für institutionelle Investoren liegt darin, stabile Erträge zu erwirtschaften, ohne die Kontrolle aufzugeben. DeFi wird nicht mehr als Werkzeug für Unabhängigkeit, sondern als Hebel für neue Zentralisierung missbraucht.

Und der Einfluss geht noch weiter: Die US-Regierung unter Trump erleichtert den regulatorischen Zugang, die Behörden wie die SEC (Securities and Exchange Commission) lockern die Zügel. Ein zu befürwortender Prozess mit einem leider schlechten Nebenresultat: Noch mehr institutionelles Kapital strömt in den Markt und der Traum von echter Dezentralität weicht einer immer perfekter getarnten Machtkonzentration.

Was bedeutet das konkret für dich?

Vielleicht fragst du dich, was all das mit dir zu tun hat. Du bist möglicherweise auf der Suche nach neuen Wegen, nach finanzieller Selbstbestimmung, nach Alternativen zu Banken und Großkonzernen. DeFi schien das zu bieten: einfache Zugänge, Chancen auf Rendite, die vorher nur den ganz Großen offen standen.

Tatsächlich kannst du an Lending-Protokollen teilnehmen, Stablecoins halten oder neue, tokenisierte Anlagen ausprobieren. Die Benutzeroberflächen werden immer benutzerfreundlicher, die Vielfalt der Möglichkeiten wächst.

Aber je größer der Einfluss der Finanzgiganten wie BlackRock, desto mehr tritt eine neue Realität an die Stelle der alten Vision: Kontrolle weitet sich auf DeFi aus, Machtkonzentration geschieht im Hintergrund, die Entscheidungshoheit bleibt bei den Kapitalstärksten. Was nach Freiheit schmeckt, ist oft nur eine neue Verpackung für ein altes Spiel.

Die eigentlichen Risiken verschieben sich: Es ist nicht mehr der Absturz eines Coins, sondern das unsichtbare Netz der zentralen Akteure, das dir immer weniger Spielraum lässt. So bleibt DeFi zwar offen – aber nur noch teilweise frei.

Die Frage nach echter Dezentralisierung bleibt offen

Die zentrale Frage ist: Wer profitiert wirklich von der neuen Struktur? Ist es das Kollektiv, die Gemeinschaft, der einzelne Nutzer? Oder sind es erneut jene, die schon immer am Hebel saßen – nur diesmal besser getarnt, intelligenter vernetzt, mit noch größerer Reichweite?

DeFi sollte eine Bewegung sein, keine bloße Technologie. Doch wenn sich der Wind dreht und BlackRock die Segel setzt, droht der ursprüngliche Gedanke der Dezentralisierung auf der Strecke zu bleiben. Die Gefahr liegt in der schleichenden Zentralisierung, die sich als Fortschritt tarnt.

Die Einladung an dich lautet, genauer hinzusehen – nicht nur auf das, was versprochen wird, sondern auch auf das, was im Schatten passiert. Wer gibt heute den Ton an? Vielleicht ist es gerade jetzt an der Zeit, DeFi nicht einfach zu konsumieren, sondern aktiv mitzuwirken – zusammen mit anderen, die wie du nach echter Dezentralität suchen und bereit sind, der sich weiter stärkenden Machtkonzentration etwas entgegenzusetzen.

Quelle: Journal du Coin

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