Thomas Bach (Präsident des Internationalen Olympischen Komitees IOC) steht zu der Entscheidung seines Komitees, zwei Boxerinnen, die im Mittelpunkt einer Kontroverse um die Teilnahmeberechtigung stehen, für Wettkämpfe zuzulassen. Er sagte am Freitag, ihm sei keine „wissenschaftlich solide“ Methode bekannt, um einen Mann von einer Frau zu unterscheiden. Damit verteidigte er die Entscheidung des Gremiums, zwei Boxerinnen, deren Geschlechtszugehörigkeit umstritten ist, zur Teilnahme an der Frauenboxmeisterschaft zuzulassen.
Bach erklärte dies auf die Frage, ob das IOC, angesichts der Kontroverse um die beiden Boxerinnen – Imane Khelif (Algerierin) und Lin Yu-ting (Taiwan) – die Richtlinien zur Geschlechtsidentifizierung überarbeiten wolle. Die beiden Boxerinnen durften als Frauen an den Spielen teilnehmen, obwohl zuvor behauptet wurde, dass sie, biologisch gesehen, männlich sind.
Laut Bach würde das IOC die Situation zwar „gerne untersuchen“, habe aber derzeit keine Möglichkeit, die Geschlechtsangaben der beiden Athleten zu überprüfen.
Wir haben von Anfang an gesagt: Wenn uns jemand ein wissenschaftlich fundiertes System zur Identifizierung von Männern und Frauen vorlegt, sind wir die ersten, die das tun. Wir mögen diese Ungewissheit nicht. Chromosomentests reichen nicht mehr aus, um wissenschaftlich zwischen Männern und Frauen zu unterscheiden.
Bach wies auch darauf hin, dass es für das IOC „nicht möglich“ sei, seine Entscheidungen auf der Grundlage von „jemandem zu treffen, der sagt, dass dies keine Frau ist, nur weil er sie ansieht“ oder „indem er einer Diffamierungskampagne einer nicht glaubwürdigen Organisation mit hochpolitischen Interessen zum Opfer fällt“.
Letztere Bemerkung scheint ein Seitenhieb auf den Internationalen Boxverband (IBA) zu sein, der sowohl Khelif als auch Yu-ting im vergangenen Jahr von der Weltmeisterschaft disqualifiziert hatte, nachdem sie „die Zulassungskriterien für die Teilnahme am Frauenwettbewerb nicht erfüllt hatten“. Die beiden Verbände sind in den letzten Jahren zerstritten gewesen.
In einer Ende Juli veröffentlichten Erklärung bekräftigte die IBA:
Die Athleten … wurden einem separaten und anerkannten Test unterzogen, der ergab, dass beide … Wettbewerbsvorteile gegenüber anderen weiblichen Wettkämpfern haben.
Die Geschlechterkontroverse bei den Olympischen Spielen in Paris löste weltweit hitzige Debatten aus, nachdem Khelif in der Vorrunde der Olympischen Spiele die Italienerin Angela Carini in einem Kampf besiegt hatte, der nur 45 Sekunden dauerte. Der Vorfall warf die Frage auf, ob es fair ist, biologische Männer gegen Frauen antreten zu lassen.
Letzte Woche behauptete IOC-Sprecher Mark Adams, dass alle für die Spiele zugelassenen Wettkämpfer „die Teilnahmebedingungen erfüllen“, und stellte die IBA-Tests in Frage. Das IOC hatte zuvor erklärt:
Khelif und Lin Tu-ting sind für die Spiele zugelassen worden, weil sie laut ihren Pässen Frauen sind.
Einige Stunden nach Bachs Pressekonferenz gewann Khelif olympisches Gold, nachdem sie die Chinesin Yang Liu im Weltergewichtsfinale in Paris besiegt hatte. Das Ergebnis löste eine neue Welle hitziger Debatten im Internet aus. Einige Nutzer sozialer Medien brachten ihre Unterstützung für Khelif zum Ausdruck, während andere das IOC anprangerten und es aufforderten, dem Athleten die Auszeichnung zu entziehen. Viele machten sich auch über Bachs jüngste Äußerungen lustig, in denen er darauf hinwies, dass es eine Vielzahl von Gentests gibt, und ihn beschuldigte „die Öffentlichkeit an der Nase herumzuführen“.
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Quelle: RT
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