Finternet: Wie die BIZ die Finanzlandschaft umgestalten will

von | 18. Mai 2024

Die jüngste Initiative der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), die als „Finternet“ bekannt geworden ist, stellt eine Vision dar, die das Potenzial hat, die Grundfesten des heutigen Finanzsystems zu erschüttern. Mit dem Vorschlag, vereinheitlichte Kontenführungen („unified ledgers“) einzusetzen, zeichnet die BIZ ein Bild eines nahtlos integrierten und effizienteren Systems, das inhärente Risiken und Fragen aufwirft.

In einer Welt, in der digitale Zentralbankwährungen (CBDCs) und tokenisierte Geldtransfers die Landschaft prägen, könnte das Finternet eine neue Art der finanziellen Interaktion beginnen. Es verspricht, eine Brücke zwischen den aktuellen Fragmentierungen in der Finanzinfrastruktur zu schlagen und damit Transaktionen schneller und sicherer zu machen. Die zugrunde liegende Technologie, die vereinheitlichte Kontenführung, ist jedoch nicht nur ein technischer, sondern auch ein gesellschaftlicher Wendepunkt.

Die Vereinfachung von Transaktionen kann eine gute Sache darstellen, wobei die direkte Implementierung von Geldpolitik leicht in der Richtung eines Social Credit Systems missbraucht werden kann. Es kommen Datenschutzbedenken auf, und die Wahrung der Privatsphäre der Nutzer ist mehr als in Gefahr. Mögliche Auswirkungen auf traditionelle Bankinstitutionen und welche Rolle sie dann noch einnehmen sollen, ist eine weitere offene Frage. Weiter geht es mit potenziellen Sicherheitsrisiken durch Cyberangriffe.

Während das Konzept der BIZ Innovation und Fortschritt signalisiert, dürfen die Konsequenzen, insbesondere in Bezug auf Kontrolle und Überwachung, verbunden mit CBDCs und einem möglichen Social Credit System, nicht unterschätzt werden.

In einem gemeinsam verfassten Papier präsentiert die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich ihr stärkstes Argument für eine vereinheitlichte Kontenführungstechnologie

Das Papier beschreibt ein „Finanzsystem für die Zukunft“, das es als Finternet bezeichnet, und das vereinheitlichte Kontenführungen („unified ledgers“) als Mittel verwenden würde.

Vereinheitlichte Kontenführungen könnten viele Problemstellen im aktuellen Finanzsystem durch Verbesserungen bei Geschwindigkeit, Compliance und Datenschutz beseitigen, behauptet das BIS-Papier. (Vgl. BIS) Vereinheitlichte Kontenführungen „führen mehrere Finanzmarkt-Anlagen […] als ausführbare Objekte auf gemeinsamen programmierbaren Plattformen zusammen.“ Diese Flexibilität bietet Vorteile gegenüber digitalen Transaktionen auf anderen Plattformen:

„Selbst wenn Einzelpersonen anspruchsvolle Front-End-Schnittstellen für angeblich ‚digitale‘ Transaktionen verwenden, basieren die Bewegungen von Geld und anderen Finanzanlagen hinter den Kulissen oft darauf, dass die Besitzer isolierter proprietärer Datenbanken Transfers initiieren und verarbeiten.“

Vereinheitlichte Kontenführungen „kombinieren alle Komponenten, die für die Durchführung von Finanztransaktionen notwendig sind — Finanzanlagen, Besitzunterlagen, Regeln für deren Nutzung und weitere relevante Informationen — an einem einzigen Ort.“ Dies ermöglicht es ihnen, Probleme in Bezug auf technische Standards und Governance zu überwinden und die Notwendigkeit von Nachrichtensystemen Dritter zu eliminieren.

Die BIZ sieht jedoch keine einzelne einheitliche Hauptbuchführung vor. Stattdessen würden mehrere einheitliche Hauptbücher miteinander und mit dem Finanzsystem außerhalb des Finternets durch Apps interagieren. Einheitliche Hauptbücher erfordern die Tokenisierung von Vermögenswerten, insbesondere von Geld, für Überweisungen mittels Smart Contracts. Der Vorschlag schafft eine Rolle als Tokenisierungsmanager, die die regulatorischen Anforderungen überwachen würde.

Bildquelle: Bank for International Settlements

Im „Finternet“ würden #VereinheitlichteHauptbücher nicht nur bestehende Finanztransaktionen verbessern, sondern auch völlig neue Finanzprodukte ermöglichen und Einzelpersonen sowie Unternehmen ermächtigen.

Carstens führte das Konzept des einheitlichen Hauptbuchs im Februar 2023 ein. Das Thema wurde im Jahresbericht 2023 der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) erneut aufgegriffen. Auch das kürzlich angekündigte Projekt Agora verwendet entscheidend das einheitliche Hauptbuch. An diesem Projekt beteiligen sich die BIZ und sieben Zentralbanken; es befasst sich mit digitalen Währungen der Zentralbanken und tokenisierten Geldüberweisungen.

Auch die vom Internationalen Währungsfonds (IWF) vorgeschlagene XC-Plattform weist in vielen Einzelheiten starke Ähnlichkeiten auf.

Quelle: Cointelegraph

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