Japan: Staatsfinanzen am Limit – Bitcoin rückt ins Zentrum

von | 30. Mai 2025

Die jüngsten wirtschaftlichen Spannungen in Japan bringen nicht nur klassische Finanzmechanismen wie den Yen-Carry-Trade ins Rutschen – sie stärken zugleich das Bild von Bitcoin als möglichem stabilisierenden Gegenpol. Während Japans Schuldenquote neue Rekorde erreicht und der Yen an Vertrauen verliert, beginnen institutionelle Anleger, traditionelle Anleihemärkte zu hinterfragen. Besonders unter Druck: der Yen-Carry-Trade – ein lange funktionierendes Modell, bei dem Kapital zu Niedrigzinsen aufgenommen und global höher verzinst angelegt wurde. Doch mit steigenden Renditen und einer schwächelnden Konjunktur beginnt das Gefüge zu wanken. In dieser Umbruchphase wird Bitcoin zunehmend nicht nur als spekulatives Instrument wahrgenommen, sondern als strategisch platzierter Gegenpol zu den Risiken staatlich getriebener Finanzsysteme.

Japans Liquiditätskrise entfacht globale Risikoängste und führt zu einer Umschichtung in Richtung Bitcoin

Lockridge Okoth – 27. Mai 2025

Japans Markt für Staatsanleihen erlebt die schwerste Liquiditätskrise seit dem Finanzkollaps von 2008. Dies schürt Befürchtungen über eine umfassendere wirtschaftliche Ausweitung, die auch auf die globalen Kryptomärkte übergreifen könnte.

Analysten schlagen Alarm, da die Anleiherenditen stark steigen und lang etablierte Finanzstrukturen ins Wanken geraten.

Überblick

  • Japans Anleihenmarkt steckt in einer Liquiditätskrise: Die Renditen 30-jähriger Staatsanleihen steigen stark, Verluste übersteigen 500 Milliarden US-Dollar – dies schürt weltweit Sorgen vor einer Ausweitung der Finanzmarktturbulenzen.
  • Eine Kurswende der Bank of Japan hat massive Verkäufe am Anleihenmarkt ausgelöst – bei gleichzeitig wachsender Inflation und einer Rekord-Schuldenquote von 260 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt.
  • Die zunehmende Volatilität am Anleihemarkt führt zu einer Umschichtung in Bitcoin, das als Absicherung dient – insbesondere angesichts der Auflösung des Yen-Carry-Trades und einer global wachsenden Risikoaversion.

Japans Anleihenkrise weckt weltweite Ansteckungsängste

Innerhalb von nur 45 Tagen ist die Rendite 30-jähriger japanischer Staatsanleihen um 100 Basispunkte auf einen Rekordwert von 3,20 Prozent gestiegen. Gleichzeitig hat die als „sicher“ geltende 40-jährige Staatsanleihe über 20 Prozent an Wert verloren – bei einem Marktverlust von über 500 Milliarden US-Dollar.

Laut dem Analysten Financelot hat sich die Liquidität am Anleihenmarkt auf ein Niveau verschlechtert, wie es zuletzt während des Zusammenbruchs von Lehman Brothers zu beobachten war – was auf eine drohende Finanzkrise hindeuten könnte.

„Japans Anleihenmarkt-Liquidität ist auf das Niveau der Lehman-Krise 2008 gefallen. Stehen wir vor der nächsten Finanzkrise?“ schrieb Financelot auf X (Twitter). (Vgl. X)

Die Krise lässt sich auf die jüngste Kursänderung der Bank of Japan (BOJ) zurückführen. Nach Jahren aggressiver Anleihekäufe zog sich die Zentralbank plötzlich zurück, was das Angebot am Markt massiv erhöhte und die Renditen nach oben trieb.

Die Zentralbank hält nach wie vor Staatsanleihen im Wert von 4,1 Billionen US-Dollar – das entspricht 52 Prozent aller umlaufenden Anleihen. Damit hat sie die Marktmechanismen stark verzerrt und die Preisbildung sowie die Erwartungen der Investoren beeinflusst.

Japans Gesamtverschuldung ist auf 7,8 Billionen US-Dollar angewachsen, was die Schuldenquote auf ein Rekordniveau von 260 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt treibt – mehr als doppelt so hoch wie die der Vereinigten Staaten.

Japans Schuldenquote im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt. Quelle: The Kobeissi Letter

Die Folgen ließen nicht lange auf sich warten: Japans reales Bruttoinlandsprodukt schrumpfte im ersten Quartal 2025 um 0,7 Prozent – mehr als doppelt so stark wie der erwartete Rückgang von 0,3 Prozent.

Unterdessen beschleunigte sich die Inflation laut Verbraucherpreisindex (CPI) im April auf 3,6 Prozent. Die Reallöhne hingegen sanken im Jahresvergleich um 2,1 Prozent, was die Sorge vor einer Stagflation [Stagflation bezeichnet eine wirtschaftliche Situation mit gleichzeitig stagnierendem Wachstum und steigender Inflation] weiter verstärkte.

„Japan braucht eine grundlegende Umstrukturierung“, warnte The Kobeissi Letter und hob die Fragilität des wirtschaftlichen Modells des Landes hervor. (Vgl. X)

Bitcoin als sicherer Hafen bei Auflösung des Yen-Carry-Trades

Während globale Investoren diese Warnsignale verarbeiten, richtet sich die Aufmerksamkeit auf die Kryptomärkte – insbesondere auf Bitcoin. Die Pionier-Kryptowährung präsentiert sich zunehmend als möglicher Zufluchtsort vor Turbulenzen am Anleihenmarkt.

Der sogenannte Yen-Carry-Trade – eine Strategie, bei der Investoren sich zu niedrigen Zinssätzen in Yen verschulden, um in höherverzinste Anlagen im Ausland zu investieren – gerät zunehmend unter Druck.

Laut Wolf Street setzen steigende japanische Renditen und eine schwächelnde Wirtschaft diese hochverschuldeten Positionen unter Druck.

„Das riesige Durcheinander kehrt nun zurück nach Hause“, schrieb Medium und merkte an, dass die Auflösung dieses Trades ein globales Risikoaversion-Szenario auslösen könnte [Risikoaversion-Szenario„Risk-off“ bezeichnet eine Marktphase, in der Investoren risikoreiche Anlagen meiden und in sichere Häfen flüchten]. (Vgl. Wolfstreet)

Diese Entwicklung ist bereits sichtbar: Mit steigenden Renditen in Japan und dem Vereinigten Königreich steigt in beiden Regionen die Nachfrage nach Bitcoin deutlich.

„Ist es Zufall, dass sowohl im Vereinigten Königreich als auch in Japan die Nachfrage nach Bitcoin-Exposition explodiert?“, fragte Analyst James Van Straten. (Vgl. X)

Der Analyst verwies auf die Rendite 30-jähriger britischer Staatsanleihen (Gilts), die sich einem 27-Jahres-Hoch nähern.

Unterdessen stellte Cauê Oliveira, Forschungsleiter bei BlockTrendsBR [auf Kryptowährungsanalyse spezialisierte Forschungsfirma], ebenfalls eine zunehmende positive Korrelation zwischen Anleihevolatilität und Bitcoin-Zuflüssen fest – was auch Andre Dragosche, Europa-Forschungsleiter bei Bitwise [Vermögensverwalter mit Fokus auf Krypto-Indexfonds], bestätigte. (Vgl. X)

„Viele große Akteure rotieren von Anleihen zu Bitcoin“, bemerkte Oliveira. (Vgl. X)

Dennoch birgt Bitcoins neue Rolle auch eigene Risiken. BeInCrypto berichtete über eine jüngste Analyse zum Yen-Carry-Trade und warnte, dass eine unkontrollierte Abwicklung auch Krypto-Assets neben traditionellen Märkten unter Druck setzen könnte. Dies gelte insbesondere dann, wenn eine globale Flucht in sichere Häfen zu einem stärkeren US-Dollar und Kapitalabflüssen aus risikobehafteten Vermögenswerten führt.

Langfristig jedoch könnte die Schuldenkrise Japans die Position von Bitcoin als Absicherung gegen monetäre Instabilität stärken. Da traditionelle „sichere“ Anlagen wie langlaufende Staatsanleihen an Vertrauen verlieren, betrachten institutionelle Investoren digitale Vermögenswerte zunehmend als realistische Alternative.

Quelle: BeInCrypto

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