Europa holt mit der MiCA-Regulierung gegenüber den USA spürbar auf. Doch der Eindruck täuscht, wenn man genauer hinsieht: MiCA öffnet die Tür vor allem für große, institutionelle Investoren – während für kleinere Unternehmen und Start-ups die Hürden hoch bleiben.
Frankreich führt diese Entwicklung an, trotz hoher Gebühren, rund 3.000 Euro allein für ein Whitepaper (siehe unseren Beitrag in den Empfehlungen).
Die eigentliche Botschaft: Innovation soll zwar stattfinden, aber bitte nur unter kontrollierten Bedingungen und mit den „richtigen“ Akteuren am Tisch. Garagen-Start-ups? Für sie bleibt MiCA eine schwer zu überwindende Schranke, nicht das Tor zur neuen Krypto-Ära.
Was als Fortschritt verkauft wird, beschränkt letztlich die Vielfalt der Branche und verschiebt den Markt deutlich in Richtung der Großen.
Trotz Trumps Unterstützung: Kryptowelt entscheidet sich für MiCA statt Amerika – Paybis
Amin Haqshanas – 22. Juni 2025
Europa zieht im globalen Wettlauf um Kryptowährungen mit seinem „Markets in Crypto-Assets (MiCA)“-Rahmen [„Märkte für Krypto-Vermögenswerte (MiCA)“ ist ein einheitliches Regelwerk der Europäischen Union (EU) für Anbieter und Nutzer von Kryptowährungen] davon und überholt sogar das krypto-freundliche Amerika unter Präsident Donald Trump.
Laut Konstantins Vasilenko, Mitgründer und Leiter der Geschäftsentwicklung von Paybis [in Großbritannien ansässige Handelsplattform für Kryptowährungen], stiegen die Handelsvolumina von Kunden aus der Europäischen Union (EU) im ersten Quartal 2025 um 70 % gegenüber dem Vorquartal – unmittelbar nachdem die MiCA-Regulierung in Kraft getreten war.
Im gleichen Zeitraum begann die Aktivität von Paybis in den Vereinigten Staaten von Amerika (USA) in die entgegengesetzte Richtung zu tendieren. Vasilenko erklärte gegenüber Cointelegraph, dass die Aktivitäten im Einzelhandel in den USA zurückgingen, während europäische Nutzer größere und gezieltere Trades durchführten.
Auch andere Plattformen berichten von ähnlichen Veränderungen im Nutzerverhalten. Kaiko [Unternehmen, das Datenanalysen und Marktinformationen zu Kryptowährungen bereitstellt.] schätzt, dass nur noch 18 % des Spot-Handelsvolumens bei Coinbase [eine der größten Kryptobörsen der Welt mit Sitz in den USA] auf Privatkunden entfallen – im Jahr 2021 waren es noch 40 %. Bei Robinhood [US-amerikanische Online-Handelsplattform] sank das Krypto-Handelsvolumen im ersten Quartal 2025 um 35 %.
„Das Timing ist schwer zu ignorieren,“ sagte Vasilenko. „Das MiCA-Lizenzierungsfenster öffnete am 1. Januar 2025; genau in diesem Quartal stiegen unsere EU-Volumina um 70 %, während sich die Anzahl der Trades kaum veränderte. Das zeigt mir, dass das neue Geld größer und gezielter eingesetzt wurde.“
Krypto-Firmen sichern sich MiCA-Lizenzen
Mehrere Krypto-Firmen haben ihre Strategien bereits an MiCA angepasst. OKX [globale Handelsplattform für Kryptowährungen], Crypto.com [weltweite Plattform für den Kauf, Verkauf und die Verwaltung von Kryptowährungen] und Bybit [internationale Kryptobörse mit Fokus auf Derivatehandel] haben Lizenzen nach dem neuen Rahmenwerk erhalten. Coinbase erhielt als jüngstes Unternehmen die Lizenz von der luxemburgischen „Commission de Surveillance du Secteur Financier“ (CSSF) [luxemburgische Finanzaufsichtsbehörde].
🇪🇺 TODAY: Coinbase secures MiCA license in Luxembourg, unlocking regulated crypto access to all 27 EU states and 450M users. pic.twitter.com/XDW78fgmvI
— Cointelegraph (@Cointelegraph) June 20, 2025
HEUTE: Coinbase sichert sich MiCA-Lizenz in Luxemburg und ermöglicht regulierten Zugang zu Kryptowährungen in allen 27 EU-Staaten sowie für 450 Millionen Nutzer.
Das erneute Investorenvertrauen in Europa beruht laut Vasilenko auf den zentralen Merkmalen von MiCA. So führte der MiCA-Rahmen ein einheitliches Lizenzierungssystem für alle EU-Mitgliedsstaaten ein. Nach einer Zulassung in einem Land können Krypto-Firmen im gesamten Block agieren.
„Sobald ein Anbieter von Krypto-Vermögenswerten in einem Mitgliedstaat zugelassen ist, kann er dieselbe Lizenz in den übrigen Staaten ‚passportieren‘ [die Möglichkeit, mit einer Zulassung in einem EU-Land in allen EU-Ländern tätig zu sein], sodass Privatkunden wissen, dass ihre rechtlichen Schutzrechte sie begleiten“, so Vasilenko.
Darüber hinaus schreibt MiCA strenge Regeln für Stablecoins [Kryptowährungen, deren Wert an eine stabile Währung wie den US-Dollar oder den Euro gekoppelt ist] vor. Es sind vollständige 1:1-Reserven, Prüfungen und die Trennung von Kundengeldern vorgeschrieben. Außerdem bringt MiCA sogenannte MiFID-ähnliche Schutzmechanismen [MiFID – Markets in Financial Instruments Directive – EU-Richtlinie] wie klare Informationspflichten, Widerrufsfristen und transparente Gebühren. Das reduziert Unsicherheiten für Investoren.
In den USA dagegen bremst weiterhin anhaltende regulatorische Unsicherheit den Markt aus. Trotz positiver Signale von Präsident Trump und Teilen seiner Regierung ist bisher keine umfassende bundesweite Gesetzgebung zu Kryptowährungen in Kraft getreten.
„Lizenzen auf Bundesstaatenebene für Finanzdienstleister, ungelöste Verfahren mit der SEC [US-Börsenaufsichtsbehörde], und plötzliche Delistings führen dazu, dass Nutzer noch immer nicht wissen, welche Coins oder sogar welche Staking-Produkte nächsten Monat verfügbar sein werden“, so Vasilenko.
Frankreich ragt heraus
Frankreich hat sich insbesondere als Vorreiter in Europa hervorgetan. Vasilenko berichtete, dass Paybis in dem Land einen Anstieg der Kryptoaktivität um 175 % verzeichnete, was unter anderem auf den Vorsprung durch das PACTE-Gesetz [„Plan d’Action pour la Croissance et la Transformation des Entreprises“ – Aktionsplan für das Wachstum und die Transformation von Unternehmen] von 2019 zurückzuführen ist, das bereits eine AML-Registrierung [Anti-Geldwäsche] für Börsen vorschrieb. . Es ist ein französisches Gesetzespaket, das 2019 beschlossen
Die Präsenz von führenden FinTech-Zentren wie Station F [großes Startup- und Technologiezentrum in Paris] und das proaktive regulatorische Vorgehen der AMF [Autorité des Marchés Financiers – französische Finanzmarktaufsichtsbehörde] haben Frankreich zu einem der kryptoaffinsten Länder Europas gemacht – mit einer erwarteten Durchdringung von 24 % der Bevölkerung in diesem Jahr.
Deutschland führt bei der institutionellen Infrastruktur. Die Deutsche Börse wird über ihre Tochter Clearstream künftig Krypto-Abwicklungsdienste anbieten. Die Niederlande wiederum überzeugen weiterhin mit starker Zahlungsanbindung.
Laut Vasilenko könnte die Vorstellung eines einzigen „Hubs“ bald überholt sein. „Liquiditätspools in Frankfurt oder Paris, Kundensupport in Dublin und Compliance-Operationen in Vilnius – alles unter dem gemeinsamen MiCA-Dach.“
Die USA könnten dennoch ein Comeback erleben. Der sogenannte GENIUS Act [aktueller Gesetzesentwurf, der ein einheitliches Lizenzierungsverfahren und klare Definitionen für an den US-Dollar gekoppelte Stablecoins einführen soll], der derzeit den Kongress durchläuft, könnte ein einheitliches Lizenzsystem und klare Regelungen für US-Dollar-gestützte Stablecoins einführen. Sollte er bis Ende des Jahres verabschiedet werden, glaubt Vasilenko, dass er „für US-Privatanleger das tun könnte, was MiCA gerade für die Europäer bewirkt hat“.
Quelle: Cointelegraph
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