Immer wieder berichten wir über Programme zur Tokenisierung, meist aus den USA. Dieses Mal geht es um etwas aus der Europäischen Union, genauer gesagt aus Frankreich. Dort wurde die erste vollständig auf Blockchain-Technologie basierende Börse genehmigt. Anstelle klassischer Aktien wird es dort Token geben, die voraussichtlich deutlich flexibler handelbar sein werden.
Für Investoren kann das den Zugang zu Unternehmen erleichtern, zumal sich diese neue Blockchain-Börse auf kleinere Firmen spezialisieren möchte. Auf der anderen Seite werden Zahlungsströme dadurch noch besser nachverfolgbar, da eine Blockchain nichts vergisst und von vielen eingesehen werden kann. Ein zweischneidiges Schwert: praktische Nutzung, aber weniger Privatsphäre.
Frankreich startet Europas erste Börse für tokenisierte Aktien
Ben Canton – 16. Oktober 2025
Das französische Unternehmen Lise hat am 16. Oktober 2025 bekannt gegeben, dass es eine Lizenz im Rahmen eines europäischen Pilotprogramms erhalten hat. Damit wird Lise das erste Unternehmen in Europa sein, das eine vollständig auf der Blockchain basierende Börse betreiben und somit tokenisierte Aktien anbieten kann.
Diese neue Handelsplattform, die sich an kleine und mittlere Unternehmen (KMU) in Frankreich richtet, soll deren Zugang zu Finanzierungen erleichtern und gleichzeitig den Anlegern einen einfacheren und transparenteren Zugang zu wachstumsstarken Unternehmen bieten.
Die wichtigsten Punkte dieses Artikels:
- Das französische Unternehmen Lise hat eine DLT TSS-Lizenz (Distributed Ledger Technology Trading and Settlement System) von der ACPR [Autorité de contrôle prudentiel et de résolution – französische Aufsichtsbehörde für Banken und Versicherungen] erhalten und ist damit das erste Unternehmen in Europa, das eine vollständig auf der Blockchain basierende Börse betreiben darf.
- Diese Initiative soll den Zugang zu Finanzierungen für französische KMU erleichtern und die Kapitalmärkte mithilfe der Blockchain-Technologie modernisieren.
Lise wird in Europa tokenisierte Aktien anbieten können
Im Detail hat das Unternehmen Lise (Lightning Stock Exchange) eine DLT TSS-Lizenz von der ACPR im Rahmen des europäischen Pilotprogramms für die Technologie verteilter Register (Distributed Ledger Technology) erhalten. (Vgl. Autorité des marchés financiers) Diese Genehmigung erlaubt es Lise, die Funktionen einer multilateralen Handelsplattform (MTFs) [Multilateral Trading Facility] und eines zentralen Wertpapierverwahrers (CSD) [Central Securities Depository] in einem einzigen digitalen Rahmen auf Blockchain-Basis zu kombinieren.
„Diese Lizenz ermöglicht es uns, die erste vollständig tokenisierte Aktienbörse in Europa zu betreiben und bietet eine direkte Antwort auf die Finanzierungsherausforderungen der realen Welt.“
Mark Kepeneghian, Geschäftsführer von Lise (Vgl. CoinDesk)
Lise inaugure le régime pilote européen avec la première Bourse d'actions sur blockchain https://t.co/KXCtKu7U8g
— Les Echos (@LesEchos) October 16, 2025
Lise eröffnet das europäische Pilotprogramm mit der ersten Aktienbörse auf Blockchain-Basis.
Erleichterter Zugang zu Finanzierungen für französische KMU
Mit dieser Lizenz wird Lise somit das erste Unternehmen in Europa, das eine vollständig auf der Blockchain basierende Börse betreiben darf. Das Unternehmen konzentriert sich auf Börsengänge (Initial Public Offerings) französischer KMU mit einer Marktkapitalisierung von unter 500 Millionen Euro und strebt an, dass mindestens die Hälfte der Emittenten KMU mit einer Bewertung von unter 200 Millionen Euro sind.
Zu den Anteilseignern von Lise gehören unter anderem CACEIS [Tochtergesellschaft der französischen Großbank Crédit Agricole, die 2023 eine Zulassung als PSAN (Prestataire de Services sur Actifs Numériques – Dienstleister für digitale Vermögenswerte) erhielt], BNP Paribas und Bpifrance [französische öffentliche Förderbank]. Das Unternehmen plant, Anfang 2026 die ersten Börsengänge von KMU und mittelständischen Unternehmen (ETI) [Entreprises de Taille Intermédiaire – Unternehmen mittlerer Größe] durchzuführen, mit einem Schwerpunkt auf den Bereichen Energie, Infrastruktur und Verteidigung.
Diese Initiative könnte die Kapitalmärkte vereinfachen und modernisieren, indem sie auf Blockchain-Technologie setzt. Für Investoren könnte das Modell von Lise den Zugang zu kleineren, wachstumsstarken europäischen Unternehmen erleichtern und transparenter gestalten. Für politische Entscheidungsträger ist dies ein Testfall für den Einsatz der Blockchain zur Modernisierung der Kapitalmärkte.
Im März 2024 hatte die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA) [European Securities and Markets Authority ] bereits grünes Licht für ein Experiment zur Tokenisierung von Aktien im Rahmen des europäischen DLT-Pilotprogramms gegeben. Nun steht Frankreich kurz davor, das erste europäische Land zu werden, das eine Börse für tokenisierte Aktien startet, ein Ereignis, das es verdient, hervorgehoben zu werden.
Quelle: Journal du Coin
Artikelempfehlungen:
- MiCA als Vorwand? Frankreich kassiert 3.000 Euro – allein fürs Whitepaper!
Mit 10.000 Euro für eine Lizenz und 3.000 Euro für ein Whitepaper erhebt Frankreich neue Abgaben für Krypto-Unternehmen.
Während die Regierung auf Markttransparenz verweist, kann das auch als Innovationsbremse und existenzgefährdende Belastung für Start-ups gesehen werden. - Deutsche Bank und die Zukunft der Finanzen: Tokenisierte Fonds im Test (Juni 2024)
Mit einer neuen, auf Ethereum basierenden Plattform macht die Deutsche Bank einen weiteren Schritt in die Krypto-Welt.
Das Projekt zielt darauf ab, die Aufzeichnungsdienste für Emittenten tokenisierter Fonds zu transformieren und die Prozesse zu optimieren.
Zusätzlich beteiligt sich die Deutsche Bank am Project Guardian der Monetary Authority of Singapore, um Tokenisierungsstandards für verschiedene Finanzinstrumente zu entwickeln.
„Bye Bye Staat & Hallo Freiheit“
Abonniere jetzt LegitimCrypto auf Telegram!




