Die Wall Street betrachtet die Blockchain-Technologie als bahnbrechend

von | 23. Apr 2024

Die meisten Veränderungen, die die Blockchain-Technologie mit sich bringt, vollziehen sich fernab der Schlagzeilen des Mainstreams. In der Zwischenzeit hat die Europäische Union bereits erhebliche Fortschritte bei der Schaffung grundlegender Rahmenbedingungen für die Nutzung dieser Technologie gemacht; ein Thema, über das wir wiederholt berichtet haben. Weiterhin scheint die EZB Bitcoin nach wie vor als „wertloses digitales Geld“ abzutun, während sie die neu aufkommenden digitalen Zentralbankwährungen als bessere Alternativen präsentiert. Es ist leicht zu erkennen, dass es dabei um den Schutz der eigenen Währungshoheit geht, mit den über CBDCs einhergehenden Kontrollmechanismen.

In einem Gastbeitrag von Maria Carola für The Daily Hodl erfahren wir, wie positiv die Wall Street dazu steht. Der Artikel ist bereits vom September letzten Jahres, wodurch er uns gut aufzeigt, welche Entwicklungen längerfristig sind und was sich in dem guten halben Jahr getan hat.

Die Wall Street betrachtet die Blockchain-Technologie als bahnbrechend

Maria Carola – 21. September 2023 – HodlX Gastbeitrag

Die Wall Street setzt große Hoffnungen in die Blockchain-Technologie, um den Handel mit Vermögenswerten effizienter zu gestalten. Analysten prognostizieren, dass bis 2030 Vermögenswerte im Wert von 5 Billionen US-Dollar auf Blockchains umgewandelt werden könnten.

Allerdings könnten die Ambitionen des Finanzsektors durch strenge Marktregulierungen und die Skepsis der SEC [U.S. Securities and Exchange Commission] gegenüber Kryptowährungen ausgebremst werden.

Ein Bericht des Vermögensverwaltungsunternehmens Bernstein zeigt, dass die Tokenisierung von Vermögenswerten in den nächsten fünf Jahren eine Chance im Wert von 5 Billionen US-Dollar darstellt. (Vgl. CNBC) Darunter fallen 2 Billionen US-Dollar in Währungen und Bankeinlagen sowie 3 Billionen US-Dollar in Stablecoins [digitale Währungen, die an andere Vermögenswerte gebunden sind] und CBDC-Token (Central Bank Digital Currency).

Analysten geben weiter an, dass Stablecoins und CBDC-Token zusammen mit Yield Farming [eine Methode, um Rendite auf Kryptowährungen zu erzielen] in dezentralisierten Märkten als Investitions- und Sparalternativen zu Bankeinlagen in Erscheinung treten werden.

Der Bericht Citi Global Perspectives and Solutions 2023 stützt diese Einschätzung und geht davon aus, dass bis 2030 digitale, tokenisierte Wertpapiere im Wert von 4 bis 5 Billionen US-Dollar im Umlauf sein werden. (Vgl. Citi) Davon wird 1 Billion US-Dollar dem DLT-basierten (Distributed Ledger Technology) Handelsfinanzierungsbereich zugeschrieben.

Bis 2030 werden Schulden von Unternehmen außerhalb des Finanzsektors und quasi-staatlichen Einrichtungen in Höhe von 1,9 Billionen US-Dollar, Immobilienfonds im Wert von 1,5 Billionen US-Dollar, Private Equity und Venture Capital im Wert von 0,7 Billionen US-Dollar sowie Finanzierung und Sicherheiten im Wert von 0,5 bis 1 Billionen US-Dollar umgewandelt sein.

Nach Schätzungen wird der gesamte durch die Blockchain-Technologie erreichbare Markt bis 2027 bei 147 Milliarden US-Dollar liegen.

Geschätzte jährliche Wachstumsraten für den gesamtadressierbaren Markt von 2022 bis 2027*

* CAGR steht für „Compound Annual Growth Rate“ oder auf Deutsch „jährliche Wachstumsrate“ und wird oft verwendet, um das Wachstum über mehrere Jahre hinweg zu analysieren. TAM steht für „Total Addressable Market“, was im Deutschen oft als „Gesamtadressierbarer Markt“ bezeichnet wird.

Was steckt hinter dem Blockchain-Hype an der Wall Street?

An der Wall Street gibt es Beschränkungen für das Investieren in und den Handel mit bestimmten Finanzanlagen wie Festverzinslichen, Private Equity [Privates Eigenkapital] und anderen Alternativen im Vergleich zu Aktien. Dies führt dazu, dass solche Anlagen unterrepräsentiert sind und Anlagen, die leichter zugänglich sind, eine höhere Bewertung erhalten.

Man hat angenommen, dass einige Anlageformen bei Investoren weniger beliebt sind, weil sie schwer zugänglich oder kostenintensiv in der Verwaltung sind.

Die verschiedenen Bestandteile der Finanzmarktinfrastruktur werden durch unterschiedliche, teils veraltete Systeme betrieben, einige davon stammen noch aus der Zeit von COBOL und Telex [Ältere Programmiersprache und Kommunikationstechnologie].

Die Technologien für Zahlungen, die Identifizierung von Anlageobjekten und das Abgleichen von Handelsaufträgen vor dem eigentlichen Handel sind verschieden, während die Clearing- und Abwicklungsprozesse separat laufen.

Verschiedene Ebenen der Finanzindustrie verarbeiten dieselben Daten, allerdings in ihren eigenen isolierten Systemen, sodass viele Informationen ausgetauscht werden müssen.

Der Handel an Börsen erfordert ein komplexes Kommunikationsschema. Grenzüberschreitende Zahlungen durchlaufen mehrere Schritte im Korrespondenzbankensystem.

CSDs [Zentrale Wertpapierdepots, Central Security Depositories] und CCPs [Zentrale Kontrahenten-Abwicklungshäuser, Central Counterparty Clearing Houses] führen die Post-Trade-Abwicklung [Nachhandelsabwicklung oder Endabwicklung] bei Fonds und Anleihen durch, jeweils mit dem Ziel, das Gegenparteirisiko und Abwicklungsfehler zu minimieren.

Ein branchenweites, einheitliches System könnte dieses Problem lösen. Hier kommen Tokenisierung und DLT [Distributed Ledger Technology, dezentralisierte Buchführungstechnologie] ins Spiel – keine zeitaufwendigen Abgleiche mehr, keine Abwicklungsfehler, kein Warten auf per Fax versendete Dokumente oder „Originaldokumente“, die per Post ankommen, und keine Anlageoptionen, die durch operative Herausforderungen eingeschränkt sind.

Am Ende wird eine digital native Infrastruktur rund um die Uhr und an 365 Tagen im Jahr zugänglich sein und mit Smart-Contract- und DLT-gestützten Automatisierungssystemen integriert werden. Dies ermöglicht Anwendungsfälle, die mit der traditionellen Infrastruktur nicht möglich sind.

Abhängig von der Anlagestrategie oder dem Profil des Kunden könnten neue Produkte von variablen Schuldinstrumenten bis hin zur Echtzeitüberwachung von ESG-Kriterien [Umwelt, Soziales und Unternehmensführung – Environmental, Social, and Governance] reichen.

Auf der Ebene eines Smart Contracts können die Besonderheiten jedes Vermögenswerts erfasst werden. Ein Smart Contract könnte etwa so programmiert werden, dass er automatisch Geld-Token für Unternehmensaktionen oder Dividenden verteilt [Hierbei handelt es sich um digitale Repräsentationen von Bargeld oder Werten, die automatisch durch den Smart Contract verteilt werden].

Abschließend ermöglicht die Tokenisierung eine nahezu lückenlose Liquidität für Anwendungen wie Hinterlegungen, sofortige Abwicklung, rasche Identifikation von Anlageoptionen, konditionierte Zahlungen, durch Smart Contracts gesteuerte Unternehmensaktionen und neue Produktfeatures, sowie die Durchsetzung von Compliance auf Token-Ebene.

Lektionen, die man lernen kann

Während Tokenisierungsinitiativen in den letzten Jahren erheblich zugenommen haben, ist es ebenso wichtig, die aktuellen Herausforderungen zu betrachten und daraus zu lernen.

Als ein Beispiel können wir uns die ASX (Australian Securities Exchange [Australische Wertpapierbörse]) anschauen.

Um das Clearing, die Abwicklung, die Asset-Registrierung und die Dienstleistungen nach dem Handel zu verbessern, hat die ASX ihre CHESS-Plattform (Clearing House Electronic Sub-Register System [Elektronisches Unterregister-System des Clearinghauses]) im Jahr 2015 neu aufgelegt.

In der Theorie zielte das Projekt darauf ab, den Technologie-Stack zu ändern, ohne den Geschäftsprozess zu beeinflussen.

Das Team stoppte das Projekt und schrieb die Investition von 165 Millionen Dollar ab, trotz der Qualität und Effizienzversprechen der Technologie.

Zu den Lektionen, die Wall Street von der ASX lernen kann, gehören die folgenden:

  • Der Wechsel von einem alten, zentralen System zu einer modernen, verteilten Infrastruktur ist schwierig. Deshalb muss das Management-Programm für alle Beteiligten gründlich überarbeitet werden.
  • Große Veränderungen sollten Schritt für Schritt umgesetzt werden, damit sie einfacher zu bewältigen sind.
  • Bei der Anpassung der Arbeitsabläufe in verteilten Systemen, in denen Verzögerungen auftreten können, bieten Smart Contracts und DLT neue Möglichkeiten zur Verbesserung der Effizienz.
  • Um das Beste aus dem System herauszuholen, sollten die Prozesse, die innerhalb und außerhalb des Hauptregisters (Ledger) laufen, gut abgestimmt werden.

Regulatorische und rechtliche Aspekte

Du hast vielleicht bemerkt, dass die SEC in letzter Zeit Maßnahmen gegen mehrere Kryptounternehmen ergriffen hat, und das hat viele von uns zum Nachdenken gebracht, was sie wirklich im Schilde führt.

Aber wenn du jemanden wie Larry Fink von BlackRock siehst, dem größten Vermögensverwalter der Welt, der die Einführung eines Bitcoin ETF beantragt, dann weißt du, dass er genau weiß, was da auf uns zukommt. [Bitcoin Spot ETFs wurden bereits im Januar 2024 genehmigt]

Noch dazu, wenn du bedenkst, dass auch Invesco, Fidelity, WisdomTree und andere riesige Finanzunternehmen sich für einen Bitcoin ETF starkmachen, wird klar, dass sie das nicht einfach aus Spaß tun. Die wissen, dass es funktionieren wird.

Und um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, wenn du Jerome Powel von der Fed sagen hörst, dass Krypto „Durchhaltevermögen“ hat, dann weißt du, dass dem wirklich so ist.

Du siehst also, wir müssen lernen, die Zeichen zu deuten und uns nicht von den Ängsten beeinflussen zu lassen, die uns manchmal aufgedrängt werden.

Während die USA Schwierigkeiten haben, Fortschritte bei der Regulierung von Kryptowährungen zu erzielen, ist das regulatorische Umfeld für Kryptowährungen in anderen Ländern recht ermutigend.

Europa legt mit ihrem wegweisenden MiCA (Markets in Crypto-Assets) Gesetz – einem Gesetz, an dem fünf Jahre gearbeitet wurde – sozusagen den roten Teppich für Kryptowährungen aus. [MiCA beinhaltet einige Regelungen, die so gestaltet sind, dass sie keineswegs als ‚roter Teppich für Kryptowährungen‘ fungieren]

Was die rechtlichen Aspekte der Tokenisierung im Handelsfinanzbereich betrifft, so hat das Vereinigte Königreich elektronische Handelsdokumente als rechtsgültige Dokumente anerkannt.

Das ist ein wichtiger Meilenstein für die Einführung von Blockchain, da das englische Recht 80% der globalen Finanztransaktionen regelt.

Ein Gesetz, das die Empfehlungen der Law Commission* zur elektronischen Handelsdokumentation umsetzt, wurde am 20. Juli 2023 in Gesetzesform gegossen.

* Die Law Commission ist eine unabhängige britische Rechtsreformorganisation. Ihre Hauptaufgabe besteht darin, Empfehlungen zur Reform des britischen Rechts zu erarbeiten und Vorschläge für Gesetzesänderungen zu unterbreiten. Sie konzentriert sich auf die Modernisierung und Vereinfachung des Rechtssystems und spielt eine wichtige Rolle bei der Gestaltung von Rechtsvorschriften im Vereinigten Königreich. Die Law Commission besteht aus einer Gruppe von Juristen und Experten, die in verschiedenen Rechtsgebieten tätig sind und Gesetzesänderungen analysieren und vorschlagen, um die Effizienz und Klarheit des Rechts zu verbessern.

Abschließende Gedanken

Obwohl die Blockchain-Technologie das traditionelle Finanzwesen möglicherweise stark beeinflussen könnte und große Finanzinstitute bereit zu sein scheinen, sie zu integrieren, stehen noch viele regulatorische, rechtliche und technische Herausforderungen im Weg, bevor sie weit verbreitet akzeptiert werden kann.

Dennoch glauben viele Experten, dass diese Technologie letztendlich zu einem integralen Bestandteil des globalen Finanzsystems werden wird.

Quelle: Daily Hodl

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